Monday 17 December 2012

LERNJOBS - Lektion am 12.12.12

Was ist ein guter Lernjob? Unser Leseauftrag für heute war über Lernjobs zu lesen und uns einen Bild darüber zu machen, was diese beinhalten.

Als Einstieg ins Thema Lernjobs diskutieren wir erst in einer Murmelphase zu zweit, welche 5 Punkte uns im Artikel am wichtigsten schienen. Diese Punkte sollten wir dann mit unseren eigenen Lehr- und Lern-Erfahrung in Verbindung setzten.

BESPRECHUNG
Als am Wichtigsten empfunden wurden die Lernziele (oder auch Zwischenziele), das Vorwissen und die Vorentlastung. Die Lernende sollen woimmer möglich wissen wozu sie was lernen. Erfahrungsgemäss erhöht sich dadurch die Motivation und wenn man nicht an Vorwissen anknüpft, ist das Lernen sehr viel schwieriger. Das hat Max uns mit einem spannenden Experiment klar gezeigt (siehe weiter unten).

Nach und nach wurden so die meisten Punkte im Hofers Artikel erwähnt. Die Handlungsorientierung schien sehr wichtig zu sein; dann die Reflexion und die Schwierigkeit dazu die Motivation durch mehrere Lernaufträge hindurch aufrecht zu erhalten. Und was macht man, wenn die Zeit zum Reflektieren einfach zu knapp ist?
Gruppenarbeit wurde auch als positiv erwähnt und des weiteren die Wichtigkeit von transparenten Evaluationskriterien (z.B. in Form einer Rubrik). Nachher sahen wir die Notwendigkeit eines klar definierten Zeitrahmens. Die Aufträge sollen zudem klar und deutlich formuliert sein und es muss für jeden klar sein, welches Produkt erwartet wird. Bei schnelleren Schülern könnte es sinnvoll sein auf individuelle Zusatzaufträge zurück zu greifen. Ferner muss das zu verwendene Material klar definiert werden. In so einem Lernjob soll die Lehrperson unbedingt auf Betreuungsmodus umstellen. Sie soll da sein um zu helfen und unterstützen, aber bei einem Lernjob soll sie die Klasse nicht in der Arbeit voranführen. Darüber hinaus müssen Fehler als Chance gesehen werden. Nur so können die Lernende zuversichtlich ‚pröbeln’ und individuelle Lösungsstrategien suchen. Schliesslich ist es wichtig, dass es bei den Lernjobs auf ein grosses Methodenrepetoir zurückgegriffen werden kann, damit die Motivation ständig hoch bleibt. Schliesslich ist es unabdingbar, dass die Lösung des ‚Problems’ Kreativität zulässt.

Nun ging es darum diese Kriterien mit positiven, persönlichen Lernerfahrungen in Verbindung zu bringen und in der Klasse gab es tatsächlich viele Beispiele, die die positiven Aspekte eines Lernjobs betonen. Dass an Vorwissen angeknüpft werden muss und dass man verstehen muss warum man etwas lernt, wurde bestätigt. Auch, dass praktische Übungen viel gewinnbringender sein können, als viele Theorie mit überhauft von Fachbegriffen. Des Weiteren fördern Wahlmöglichkeiten und freiwillige Zusatzaufgaben die Motivation. Klare Lernziele und Schritt-für-Schritt Anweisung sind sehr hilfreich, um die Arbeit einzugrenzen und auf den Punkt zu bringen.

Gemäss Hofer ist das grosse Plus mit Lernaufträgen, dass sie helfen Kompetenzen aufzubauen! Für uns hier in BP ist das ein ganz zentrales Thema.

Max zeigt uns nun in einem Experiment wie wichtig es ist, an Vorwissen anzuknüpfen um das Lernen zu fördern.

Wenn wir in einer willkürlichen Liste nach kurzer Zeit uns an die verschiedenen Namen erinnern müssen, die in dieser Liste vorkommen, ist die Erfolgsquote sehr gering.

Bsp.
Anton hat eine Brille.
Susi isst Apfelmus.
Sandra kafut ein Ragusa.
Lukas setzt die Segel.
u.s.w.

Die Kognitionspsychologie sagt, dass man sich an durchschnittlich 5 +/- 2 Elemente aus so einer Liste erinnern mag OHNE an Vorwissen anzuknüpfen.

Wenn die Namen aber bereits in unserem Vorwissen verknüpft sind, ist die Erfolgsquote betrachtlich höher.

Bsp.
Kolumbus setzt die Segeln.
Obama Hält eine Rede.
Max trägt eine Brille.
Angela liebt französischen Wien.
Steve isst einen Apfel.
u.s.w.

Unsere Klasse konnte sich an dieser zweiten Liste (als Plenum) an allen Namen erinnern!

Somit ist es also bewiesen, wie wichtig es ist für uns Lehrpersonen in unseren Lernsequenzen immer an das Vorwissen unserer Schüler anzuknüpfen! Das Lernen macht so am meisten Sinn und die Lernenden lernen am meisten. Auf diese Weise muss man nämlich oft neuen Lernstoff nur verstehen und nicht mehr lernen. Dazu muss die Lehrperson aber auch verstehen, welches Vorwissen ihre Schüler besitzen. Beispielsweise würde es nicht Sinn machen, die Liste oben an Kindergärtnern abzugeben. Sie besitzen die nötige Welterfahrung noch nicht um Kolumbus, Obama und Merkel in ihrem Vorwissen zu haben. Kindergärner haben aber auch Vorwissen und an dieses müssen die Lehrpersonen anknüpfen. Unsere Aufgabe als Lehrpersonen wird es also sein, unsere Themen so zu verpacken, dass sie an das Vorwissen unserer Lernenden anknüpfen. Wir müssen mit SINN gescheid lehren. Wir müssen Bilder erzeugen und wir müssen mit VAKOG (also visuelle, auditive, kinestetische, olfaktorische und gustatorische) Reize die Sinne in den Schülern stimulieren.
Desto besser wir an ihr Vorwissen anknüpfen können, desto nachhaltiger ist das Lernen. So sollten wir nicht nur Assoziationen wecken, sondern auch Emotionen hervorrufen. Wenn mich jemanden fragt, was ich am 29. September 2005 gemacht habe, kann ich es nicht beantworten. Wenn mich aber jemanden fragt, was ich am 9/11 gemacht habe, dann weiss ich es ganz genau.

Gemäss unserer Checkliste sind also folgende Punkte für unsere Lernaufträge wichtig (cf. Checkliste Lernaufträge)
  • Das Lernziel muss klar und verständlich formuliert sein.
  • Die Rahmenbedingungen sind klar definiert.
  • Der Lernauftrag knüpft am Vorwissen an.
  • Der Lernauftrag ermöglicht individuelle Lösungsstrategien.
  • Die Aufträge sind klar und verständlich formuliert, stufengerecht portioniert und es ist klar, welches Produkt erwartet wird. Es wird keine W-Fragen gestellt (weil diese nur das Auswendiglernen fördern und nicht zum handlungsorientierten Lernen führen (danke Uli J). Es soll schliesslich ein LERN-Auftrag und nicht ein ABRUF-Uebung sein!! Es ist besser Verben wie tun und machen oder erstellen u.s.w. zu benutzen, also eher prozessorientierte Fragen.)
  • Der Lernauftrag beinhaltet Aufforderungen zur Selbstreflexion bzw. über kognitive und metakognitive Strategien nachzudenken.
  • Im Lernauftrag ist eine Evaluation enthalten. Lernende können sich an transparenten Erfolgskriterien (z.B. Rubrics) orientieren.
Es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass jeder Lernjob eine eigene Situation darstellt, die den verschiedenen Kriterien wichtiger oder auch weniger wichtig erscheinen lässt. Bespielweise kann es unabdingbar sein den Lernort in den Rahmenbedingungen zu erwähnen, weil der Lernjob mal nicht im Klassenzimmer stattfindet. Auf der anderen Seite kann es als unnötig erachtet werden, dass der Lernort angegeben wird, wenn ein Lernjob sowie so im Klassenzimmer stattfindet. Der Lehrperson muss für jeden Lernjob die wichtigsten Kriterien herauskrystallisieren und beschreiben. Unwichtiges kann weggelassen werden. Man muss sich einfach immer im Klaren sein WARUM wir was tun oder auch lassen!

AUFTRAG: LERNJOBS ZU BEURTEILEN
Unsere nächste Aufgabe ist nun verschiedene Lernjobs gemäss unserer Checkliste im Sinne eines Good Practise zu beurteilen. Wir arbeiten in Gruppen und jede Gruppe soll mindestens 2 bis 3 Lernjobs analysieren und beurteilen. Es wurde uns schnell klar, dass alle diese Lernjobs irgendwelche Macken hatten; sie waren zu kompliziert erklärt; sie knüpften nicht an Vorwissen an; sie waren nicht klar formuliert; der zeitliche Rahmen war nicht genügend definiert etc., etc., etc.

So lernen wir aber kritisch hinzuschauen und wir lernen was ein guter Lernjob ausmacht. Nach der Analyse und mit der Checkliste und Hofers Ausführungen zu Hand, sollten wir nun also in der Lage sein, einen eigenen – guten - Lernjob zu kreieren. Den vollständigen Auftrag dazu findet ihr hier: Auftrag: LernJob-Design.

Am Schluss der Vorlesung gab es doch ein paar Fragen, die noch nicht ganz klar waren. Ich habe sie in einem Keynote Präsentation gesammelt und die - eher runden - Anworten dazu am Schluss aufgeführt.

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