Sunday 30 December 2012

INTERVIEW MIT MAURO DELL'AMBROGIO

Quelle: Hep Magazin, Im Dienste der Bildung, 2/2012 Seite 18
Ab 1. Januar 2013 leitet Maro Dell'Ambrogio das neue Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) im Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Damit ist der Tessiner Staatssekretär neu auch für die Berufsbildung zuständig. (Für Organigramm der SBFI bitte hier clicken.) Im hep magazin - Im Dienste der Bildung von Februar 2012 habe ich ein Interview mit Dell'Ambrogio (Seiten 19-21) gelesen worin er Einblick in seine bildungspolitischen Visionen, Ziele und Pläne gewährte.

Er betont, dass sein Bildungscredo heisst 'So wenig Bürokratie wie möglich'. Das finde ich persönlich eine tolle Sache. Oft geht es bei uns in der Schule um ganz viel Organisatorisches und man bekommt bisweilen das Gefühl, dass man gar keine Zeit hat für das Kerngeschäft, den Unterricht. Es ist seit eh und jeh ein leidiges Thema und ich würde es persönlich begrüssen, wenn wir wieder mehr Zeit für unseren Kerngeschäft hätten.

Des Weiteren redet Dell'Ambrogio von der Berufslehre und ihre Zukunft. Insbesondere wird hinterfragt, ob man nicht dafür sorgen müsste, dass die Berufsbildung auch zu international kompatiblen Zeugnisse führen müsste? Unsere Lernenden in der Berufsbildung sind top ausgebildet, aber wie können sie sich international behaupten? Die Frage ist nicht neu, aber gemäss Dell'Ambrogio muss man sich gut überlegen, ob es klug ist nur wegen der internationalen Anerkenneung die Seele der Schweizer Berufsbildung zu verkaufen. Persönlich denke ich, dass die Schweizer Berufsbildung sehr viele positiven Seiten hat und es ist wichtig, diese zu behalten. Gegenüber viele Modelle, die in Ausland herrschen (ex. England und Norwegen wo die Ausbildung vorwiegend in der Schule stattfindet durchmischt mit ein paar Praktikumblöcke oder ein paar Jahre Schulbildung gefolgt von ein oder zwei Jahren praktischen Arbeit im Betrieb (siehe hierzu: http://vimeo.com/45626316 und http://www.gewbw.d/berufsausbildung_in_norwegen.html) geniesst die Dualen (oder auch Trialen) Berufsbildung in der Schweiz klar einen besseren Ruf. Ich spreche da vorallem von der Selbständigkeit und von der Eigenverantwortung, die die Berufsschüler entwickeln, von der positiven Kompetenz- und Handlungsorientierung (siehe hierzu auch Kommentare anderswo auf dieser Seite). Auch kann man heute mit der Berufsmatura in der Schweiz eine hohe Ausbildungsgrad auch mit einer Berufslehre erreichen. Dies ist klar ein Vorteil, den man nicht aus dem Auge verlieren darf. 

Für mich wäre es dennoch wichtig die internationale Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Welt wird immerzu globaler und man muss dafür sorgen, dass ins Ausland ziehen einem nicht dazu veranlasst ausbildungsmässig von Null wieder anfangen zu müssen. So kann man z.B. im Fach Englisch auf der Berufsschule einen international anerkannten Cambridge Diplom ablegen. Wenn auch ein Wohnortwechsel in Frage kommt, ist dieses Diplom überall auf der ganzen Welt bekannt und somit vergleichbar. Im Fach Französisch machen die Schüler DELF oder DALF, wiederum ein international anerkanntes Diplom. Diese Internationalität müsste in den anderen Berufsschulfächer meiner Meinung nach auch angestrebt werden.

Letztendlich möchte ich darauf hinweisen, dass der Bund die Bildungs- und Arbeitsmarktfähigkeit der Jugendlichen verbessern will. Mindestens 95 Prozent sollen einen Abschluss auf Sekundarstufe II erwerben. Dell'Ambrogio will dies mit Massnahmen wie z.B. Unterstützung von Lernschwachen oder erwachsenen Quereinsteigern in der Berufsbildung machen. Die konkrete Durchführung überlässt er aber gerne den Betrieben und den Kantonen. Ich gebe zu bedenken, wie eine Gesellschaft wohl ausieht worin 95% der Bevölkerung ein Ausbildung - und somit auch ein Job - auf der Sekundarstufe II innehat? Macht schlussendlich JEDE in ihrer Sparte - sei es DetailhandelsangestellteR, Service-Personal oder Reinigungspersonal - eine Berufsmatura? Oder stellen wir Ausländer (- weil es müssen ja Leute sein, die nicht zu diesen 95% gehören...) für diesen Jobs an, damit wir selber die anspruchsvolleren Arbeiten auf der Sek II Stufe erledigen können??

Ich wünsche Dell'Ambrogio viel Erfolg in seinem neuen Job. 

Wednesday 19 December 2012

BERUFSBILDUNG IN DER SCHWEIZ - Eine Übersicht

Das Berufsbildungssystem in der Schweiz
Quelle: http://www.berufsbildung.ch/dyn/bin/2777-13558-1-5738-5746-1-d_fz_broschuere_2012.pdf

Das oben abgebildete Diagramm beschreibt wie die Bildungs - und Ausbildungssituation in der Schweiz aussieht.

Vorallem sind die farbigen Pfeile interessant. Die hellgrünen Pfeile zeigen welche Zugänge möglich sind OHNE Zusatzqualifikationen und die rotbraunen Pfeile zeigen wo eine Zusatzqualifikation nötig ist. 
Mit dem Eidgenössischen Fähigkeitsausweis und dazu noch die Berufsmatura, hat man nachher direkter Zugang zu den Eidgenössischen Beruf- und höheren Fach-Prüfungen, zu den höheren Fachschulen und zu den Fachhochschulen. Mit der gymnasiale Maturität kann man direkt an der Universität.
Ein Universitätsstudium ist aber auch für Berufsschul-Abgänger mit Berufsmatura möglich. Allerdings müssen sie dann erst die Zusatzausbildung 'Passerelle' (1 Jahr) besuchen und die dazugehörigen Prüfungen ablegen. Gymnasiale Maturanden, die gerne ein Fach(hoch)schul-Studium besuchen möchten, müssen zuerst ein Praktikumsjahr ausweisen können. 

An diese Durchlässigkeit arbeitet auch die Schweiz ganz fest. Sie wollen gerne ein Ausbildungssystem erschaffen, das über die Landesgrenzen hinaus ihre Gültigkeit haben, sodass Herr und Frau Schweizer auf dem internationalen Arbeitsmarkt erwünscht sind. Zusätzlich sollen die Ausbildungsgängen so flexibel und durchlässig gestaltet sein, dass es immer und für jedermann eine Ausbildungsmöglichkeit gibt. Nie soll es heissen müssen; "Es tut mir Leid, Herr Schweizer. Dazu haben Sie leider den Zug verpasst".

Ich finde diese Durchlässigkeit im schweizerischen Bildungssystem sehr sympatisch. Man kann also nun nicht mehr sagen, dass man 'einen Zug verpasst hat'. Analog zu dem sehr gut ausgebauten Schweizer Schienennetz muss man sagen: 'Es gibt immer ein Zug'. Ob man den ersten, zweiten oder dritten nehmen, wird dann eine persönliche Frage. Die Möglichkeiten sind aber vor Handen.

Auch ist es in der Schweiz spannend zu sehen wie viel Anerkennung die Berufsbildung geniesst in Verhältnis zu der Berufsbildung in anderen europäischen Länder. Unterdessen empfiehlt man sogar gute Schulabgänger den beruflichen Ausbildungsweg zu wählen just wegen diesen Durchlässigkeit. Man hat dann nämlich - so meinen viele - sowohl den "Fünfer und das Weggli" - berufliche Praksis und auch akademische Weiterbildungsmöglichkeiten.

Hier unten sieht ihr wie meine Kommilitonen und Kommilitoninnen im BP-Modul das Schweizer Bildungssystem in FLEMO darstellen; von Primarschule über Sekundarschule bis hin zu der Teilung zwischen Kantonschul- und Berufsschulausbildung und dann letztendlich bis zu den Ausbildungen auf Tertiärstufe.

 

Monday 17 December 2012

KOMPETENZEN

In der heutigen Pädagogik wird viel über Kompetenzen geschrieben und diskutiert. Es scheint viel wichtiger zu sein, dass die heutige Jugend ihre Kompetenzen entwickeln als dass sie ihr Wissen ausbauen. 

Wieso ist das so? In einer Welt der sich ständig und immer wieder ändert nützt konkretes Wissen nichts für die Zukunft. Was heute über Computer und Internet gesagt und geschrieben wurde zum Beispiel ist sehr wahrscheinlich schon morgen veraltet und irrelevant. Das heisst, dass wir heute in der Schule nicht allzu viel Gewicht auf konkretes Wissen legen sollten. Was wir heute prädiken, wird dann wenn die Studenten mit ihren Schulen und Studien fertig sind in unseren schnell-lebigen Welt möglicherweise nicht mehr relevant sein. Vielmehr sollen die Lernende sich zum Beispiel Problemlöse-Kompetenzen aneignen. 

Konkret heisst das, dass unsere Lernende eher Kompetenzen aufbauen müssen als nur reines Wissen zu pauken. Es wird zentral, dass die Jugend weiss wie man selbststeuernd etwas lernt und dass sie weiss wo man die neuesten Informationen zu verschiedenen Themen holen kann. Sie müssen wissen wie man sich organisiert und sie müssen gut in einem Team arbeiten können u.s.w.

Erpenbeck hat dazu eine Uebersicht kreiert, die uns die 4 - seiner Meinung nach relevantesten - Kompetenzen in Untergruppen einteilt (siehe Bild unten); die Personale Kompetenzen (worunter z.B. Selbstmanagement, Humor und Lernbereitschaft gehören), die Aktivitäts- und Handlungskompetenzen (z.B. soziales Engagement, Initiative, Tatkraft und Beharrlichkeit), die Sozial-kommunikative Kompetenzen (so wie die Fähigkeit zu Konfliktlösung, Sprachgewandtheit und die Experimentierfreude) und letztlich die Fach- und Methodekompetenzen (hierunter z.B. Fachwissen, analytische Fähigkeiten und Organisationsfähigkeit).

http://www.business-wissen.de/typo3temp/pics/bf7e398afb.gif

Mit Hilfe diesen Kompetenzen sind die Lernende für die Zukunft bestens gerüstet.  

Da diese Kompetenzen nicht gleich wie Wissen in Vorlesungsreihen an der Universität vermittelt werden können, muss sich folglich auch an unseren Unterricht etwas ändern. Er muss viel mehr handlungsorientiert werden, so dass die Lernende Erfahrung an konkreten Beispielen sammeln können, er muss individueller gestaltet werden können und er muss Kreativität und Wahlmöglichkeiten zulassen. 

Des Weiteren muss sich die Rolle der Lehrperson ändern. Die Lehrpersonen müssen eine Rolle als Lernbegleiter oder Facilitator annehmen, gute Beziehungen zu den Lernenden aufbauen und ihnen in ihrer Lernprozess unterstützen. 

Letztendlich muss daraus folgen, dass unseren Kompetenznachweise sich ändern. In so eine kompetenzorientierte Welt wäre es unfair nur immer reine Wissensprüfungen durchzuführen. Es bedarf ein Umdenken, sowohl in Theorie als auch in Methode. Wir sind auf dem Weg, aber es gibt immer nocht Schritte zu gehen..  

LERNJOBS - Lektion am 12.12.12

Was ist ein guter Lernjob? Unser Leseauftrag für heute war über Lernjobs zu lesen und uns einen Bild darüber zu machen, was diese beinhalten.

Als Einstieg ins Thema Lernjobs diskutieren wir erst in einer Murmelphase zu zweit, welche 5 Punkte uns im Artikel am wichtigsten schienen. Diese Punkte sollten wir dann mit unseren eigenen Lehr- und Lern-Erfahrung in Verbindung setzten.

BESPRECHUNG
Als am Wichtigsten empfunden wurden die Lernziele (oder auch Zwischenziele), das Vorwissen und die Vorentlastung. Die Lernende sollen woimmer möglich wissen wozu sie was lernen. Erfahrungsgemäss erhöht sich dadurch die Motivation und wenn man nicht an Vorwissen anknüpft, ist das Lernen sehr viel schwieriger. Das hat Max uns mit einem spannenden Experiment klar gezeigt (siehe weiter unten).

Nach und nach wurden so die meisten Punkte im Hofers Artikel erwähnt. Die Handlungsorientierung schien sehr wichtig zu sein; dann die Reflexion und die Schwierigkeit dazu die Motivation durch mehrere Lernaufträge hindurch aufrecht zu erhalten. Und was macht man, wenn die Zeit zum Reflektieren einfach zu knapp ist?
Gruppenarbeit wurde auch als positiv erwähnt und des weiteren die Wichtigkeit von transparenten Evaluationskriterien (z.B. in Form einer Rubrik). Nachher sahen wir die Notwendigkeit eines klar definierten Zeitrahmens. Die Aufträge sollen zudem klar und deutlich formuliert sein und es muss für jeden klar sein, welches Produkt erwartet wird. Bei schnelleren Schülern könnte es sinnvoll sein auf individuelle Zusatzaufträge zurück zu greifen. Ferner muss das zu verwendene Material klar definiert werden. In so einem Lernjob soll die Lehrperson unbedingt auf Betreuungsmodus umstellen. Sie soll da sein um zu helfen und unterstützen, aber bei einem Lernjob soll sie die Klasse nicht in der Arbeit voranführen. Darüber hinaus müssen Fehler als Chance gesehen werden. Nur so können die Lernende zuversichtlich ‚pröbeln’ und individuelle Lösungsstrategien suchen. Schliesslich ist es wichtig, dass es bei den Lernjobs auf ein grosses Methodenrepetoir zurückgegriffen werden kann, damit die Motivation ständig hoch bleibt. Schliesslich ist es unabdingbar, dass die Lösung des ‚Problems’ Kreativität zulässt.

Nun ging es darum diese Kriterien mit positiven, persönlichen Lernerfahrungen in Verbindung zu bringen und in der Klasse gab es tatsächlich viele Beispiele, die die positiven Aspekte eines Lernjobs betonen. Dass an Vorwissen angeknüpft werden muss und dass man verstehen muss warum man etwas lernt, wurde bestätigt. Auch, dass praktische Übungen viel gewinnbringender sein können, als viele Theorie mit überhauft von Fachbegriffen. Des Weiteren fördern Wahlmöglichkeiten und freiwillige Zusatzaufgaben die Motivation. Klare Lernziele und Schritt-für-Schritt Anweisung sind sehr hilfreich, um die Arbeit einzugrenzen und auf den Punkt zu bringen.

Gemäss Hofer ist das grosse Plus mit Lernaufträgen, dass sie helfen Kompetenzen aufzubauen! Für uns hier in BP ist das ein ganz zentrales Thema.

Max zeigt uns nun in einem Experiment wie wichtig es ist, an Vorwissen anzuknüpfen um das Lernen zu fördern.

Wenn wir in einer willkürlichen Liste nach kurzer Zeit uns an die verschiedenen Namen erinnern müssen, die in dieser Liste vorkommen, ist die Erfolgsquote sehr gering.

Bsp.
Anton hat eine Brille.
Susi isst Apfelmus.
Sandra kafut ein Ragusa.
Lukas setzt die Segel.
u.s.w.

Die Kognitionspsychologie sagt, dass man sich an durchschnittlich 5 +/- 2 Elemente aus so einer Liste erinnern mag OHNE an Vorwissen anzuknüpfen.

Wenn die Namen aber bereits in unserem Vorwissen verknüpft sind, ist die Erfolgsquote betrachtlich höher.

Bsp.
Kolumbus setzt die Segeln.
Obama Hält eine Rede.
Max trägt eine Brille.
Angela liebt französischen Wien.
Steve isst einen Apfel.
u.s.w.

Unsere Klasse konnte sich an dieser zweiten Liste (als Plenum) an allen Namen erinnern!

Somit ist es also bewiesen, wie wichtig es ist für uns Lehrpersonen in unseren Lernsequenzen immer an das Vorwissen unserer Schüler anzuknüpfen! Das Lernen macht so am meisten Sinn und die Lernenden lernen am meisten. Auf diese Weise muss man nämlich oft neuen Lernstoff nur verstehen und nicht mehr lernen. Dazu muss die Lehrperson aber auch verstehen, welches Vorwissen ihre Schüler besitzen. Beispielsweise würde es nicht Sinn machen, die Liste oben an Kindergärtnern abzugeben. Sie besitzen die nötige Welterfahrung noch nicht um Kolumbus, Obama und Merkel in ihrem Vorwissen zu haben. Kindergärner haben aber auch Vorwissen und an dieses müssen die Lehrpersonen anknüpfen. Unsere Aufgabe als Lehrpersonen wird es also sein, unsere Themen so zu verpacken, dass sie an das Vorwissen unserer Lernenden anknüpfen. Wir müssen mit SINN gescheid lehren. Wir müssen Bilder erzeugen und wir müssen mit VAKOG (also visuelle, auditive, kinestetische, olfaktorische und gustatorische) Reize die Sinne in den Schülern stimulieren.
Desto besser wir an ihr Vorwissen anknüpfen können, desto nachhaltiger ist das Lernen. So sollten wir nicht nur Assoziationen wecken, sondern auch Emotionen hervorrufen. Wenn mich jemanden fragt, was ich am 29. September 2005 gemacht habe, kann ich es nicht beantworten. Wenn mich aber jemanden fragt, was ich am 9/11 gemacht habe, dann weiss ich es ganz genau.

Gemäss unserer Checkliste sind also folgende Punkte für unsere Lernaufträge wichtig (cf. Checkliste Lernaufträge)
  • Das Lernziel muss klar und verständlich formuliert sein.
  • Die Rahmenbedingungen sind klar definiert.
  • Der Lernauftrag knüpft am Vorwissen an.
  • Der Lernauftrag ermöglicht individuelle Lösungsstrategien.
  • Die Aufträge sind klar und verständlich formuliert, stufengerecht portioniert und es ist klar, welches Produkt erwartet wird. Es wird keine W-Fragen gestellt (weil diese nur das Auswendiglernen fördern und nicht zum handlungsorientierten Lernen führen (danke Uli J). Es soll schliesslich ein LERN-Auftrag und nicht ein ABRUF-Uebung sein!! Es ist besser Verben wie tun und machen oder erstellen u.s.w. zu benutzen, also eher prozessorientierte Fragen.)
  • Der Lernauftrag beinhaltet Aufforderungen zur Selbstreflexion bzw. über kognitive und metakognitive Strategien nachzudenken.
  • Im Lernauftrag ist eine Evaluation enthalten. Lernende können sich an transparenten Erfolgskriterien (z.B. Rubrics) orientieren.
Es ist aber auch wichtig zu verstehen, dass jeder Lernjob eine eigene Situation darstellt, die den verschiedenen Kriterien wichtiger oder auch weniger wichtig erscheinen lässt. Bespielweise kann es unabdingbar sein den Lernort in den Rahmenbedingungen zu erwähnen, weil der Lernjob mal nicht im Klassenzimmer stattfindet. Auf der anderen Seite kann es als unnötig erachtet werden, dass der Lernort angegeben wird, wenn ein Lernjob sowie so im Klassenzimmer stattfindet. Der Lehrperson muss für jeden Lernjob die wichtigsten Kriterien herauskrystallisieren und beschreiben. Unwichtiges kann weggelassen werden. Man muss sich einfach immer im Klaren sein WARUM wir was tun oder auch lassen!

AUFTRAG: LERNJOBS ZU BEURTEILEN
Unsere nächste Aufgabe ist nun verschiedene Lernjobs gemäss unserer Checkliste im Sinne eines Good Practise zu beurteilen. Wir arbeiten in Gruppen und jede Gruppe soll mindestens 2 bis 3 Lernjobs analysieren und beurteilen. Es wurde uns schnell klar, dass alle diese Lernjobs irgendwelche Macken hatten; sie waren zu kompliziert erklärt; sie knüpften nicht an Vorwissen an; sie waren nicht klar formuliert; der zeitliche Rahmen war nicht genügend definiert etc., etc., etc.

So lernen wir aber kritisch hinzuschauen und wir lernen was ein guter Lernjob ausmacht. Nach der Analyse und mit der Checkliste und Hofers Ausführungen zu Hand, sollten wir nun also in der Lage sein, einen eigenen – guten - Lernjob zu kreieren. Den vollständigen Auftrag dazu findet ihr hier: Auftrag: LernJob-Design.

Am Schluss der Vorlesung gab es doch ein paar Fragen, die noch nicht ganz klar waren. Ich habe sie in einem Keynote Präsentation gesammelt und die - eher runden - Anworten dazu am Schluss aufgeführt.

Thursday 6 December 2012

LEIDET UNSEREN KANTONSSCHULEN AN ZU WENIG PROFESSIONALITÄT?

Quelle: http://www.agro-marketing.ch/thurgau/wp-content/uploads/Thurgauer_Zeitung_Packshot.jpeg

Nach dem Besuch im CYP in Zürich sind mir die Eindrücke der Professionalität geblieben. Es war einfach enorm spannend zu sehen, wie alles bis zum allerletzten Detail organisiert und durchdacht war. Ja, ich gebe es zu, es hat mich beeindruckt.
Ich habe anderswo auf dieser Seite über den Unterschied zwischen Berufspädagogik und Gymnasialpädagogik berichtet. Die Frage nun lautet vielmehr, ob die Freiheit die an den Kantonsschulen herrscht als negativ betrachtet werden kann? Kann es sein, dass unsere Jugend die duale Berufssbildung und die Kombination von Theorie und Praksis soviel vorteilhafter einschätzen, dass sie diese Ausbildung gegenüber der gymnasialen Ausbildung bewusst vorziehen, - auch wenn sie als Schüler und Schülerinnen 'das Zeug' dazu hätten gute Kantonsschüler und - Schülerinnen zu werden?  Es wäre spannend von Beruffachschüler und - Schülerinnen wie auch von Kantonsschüler/-schülerinnen zu hören, wie sie darüber empfinden! Zumal man heute mit der Passerelle nach bestandener Berufsmaturität den gleichen Stand hat wie Kantonsschulabsolventen und Kantonschulabsolventinnen, ist der Vergleich der zwei Ausbildungen - Gymnasien oder Beruffachschulen - mehr als berechtigt!

Heute (7. Dezember 2012) konnte man folgenden Salzkorn in der Thurgauer Zeitung lesen: 

Sag mir, wo die Gymeler sind, wo sind sie geblieben? Im Kanton St.Gallen gehören sie zur Specie rara, zumindest wenn man die Zahl der hiesigen Gymnasiasten mit jener anderer Kantone vergleicht.
Gut so, sagen die, welche die jungen Leute lieber in einer Berufslehrer und später in ihrem Produktionsbetrieb hätten. Alarmierend finden es die anderen, die ihre Ingenieure und Ärzte im Ausland anwerben müssen, weil der Binnenmarkt ausgetrocknet sei. Also geht ein landesweites Seilziehen um die "besten Köpfe" los.
Doch trifft dies überhaupt den Kern des Problems? Geht es wirklich um die Zahl der Maturanden und nicht viel mehr um die Qualität der Ausbildung? Die Frage ist nicht, wie viele junge Leute ein Maturazeugnis erwerben, sondern wie viele nach einem Jahr noch auf der Universität anzutreffen sind. Matura heisst Reife. An der Reife erweist sich die Qualität der gymnasialen Ausbildungsgangs.
Ein Reifezeugnis erwerben ist nicht schwer, reif zu sein dagegen sehr. J.O.

Ja, mir hat das was zu denken gegeben. Und euch?

Wednesday 5 December 2012

CYP - CENTRE FOR YOUNG PROFESSIONALS



Am Mittwoch den 21. November durften wir (PHTG SEK II Studenten) als Teil unseres Berufspädagogikmoduls das CYP (Centre for Young Professionals) in Zürich besuchen. Hier absolvieren Lernende an den Beruffachschulen ihre überbetrieblichen Kurse. Als Berufsschullehrperson war es hoch spannend zu sehen was - und auch wie - ‚unsere’ Schüler hier – an ihrem dritten Ausbildungsort - lernen. 

In Bezug auf unsere Erfahrungen an der CYP möchte ich nun die untengestellte Frage diskutieren:

Wenn sich Berufspädagogik von der allgemeinen Pädagogik hauptsächlich unterscheidet durch ihre konstitutive Verknüpfung mit der Arbeitswelt und der beruflichen Praxis, wo würdest du denn Unterschiede festestellen aus didaktisch/pädagogischer Sicht gegenüber dem Gymnasium? Und welche didaktisch-pädagogischen Ansätze (aus heutiger wissenschaftlicher Sicht) unterscheiden sich deiner Meinung nach nicht gross. Begründe deine differenzierten Gegenüberstellungen.

Es muss unbedingt betont werden, dass das CYP nur in Verbindung mit den überbetrieblichen Kurse der Bankenlehrlinge eine Rolle spielt und also auf gar keinen Fall als representativ für alle Berufsbildungen in der Schweiz gesehen werden kann. Die Berufsbildung schliesst bekanntlicher Weise drei Ausbildungsorte mit ein, - die Beruffachschule, den Betrieb und die Ausbildungsintanz der überbetrieblichen Kurse. Nichtsdestotrotz beziehe ich mich für diesen Vergleich zwischen Berufspädagogik und Gymnasialpädagogik auf das CYP und ihr Bildungskonzept wohlwissend, dass dies nur eine Tendenz zeigen kann und niemals das ganze Bild. Auch die Gymnasien fallen hier möglicherweise ein wenig einseitig aus, zumal ich mich für diesen Vergleich auf die Maturitätsschulen im Thurgau und ihren Rahmenlehrplan konzentriert habe.


BILDUNGSZIELE
Wenn wir die Grobziele der Bildung in den zwei Instanzen anschauen, sieht man schon die ersten Unterschiede. Wo das CYP das oberste Bildungsziel fest mit den beruflichen, praktischen Kompetenzen verbindet, lernt man an den Kantonsschulen eher wie man am besten lernt.

Im CYP-Bildungskonzept heisst es:
Als oberstes Ziel wurde deklariert, dass der Lernende seinen Lernprozess selbstständig und eigenverantwortlich gestaltet, um für die Herausforderungen der Berufswelt bestens vorbereitet zu sein. (CYP-Bildungskonzept, S.5 / für den Link bitte auf der Seite runterscrollen und auf PDF-Datei clicken)

In der Maturitäts-Anerkennungsverordnung (MAV - öffnet dazu das PDF-Datei) wird wie folgt argumentiert:
Ziel der Maturitätsschulen ist es, Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf ein lebenslanges Lernen grundlegende Kenntnisse zu vermitteln sowie ihre geistige Offenheit und die Fähigkeit zum selbständigen Urteilen zu fördern. Die Schulen streben eine breit gefächerte, ausgewogene und kohärente Bildung an, nicht aber eine fachspezifische oder berufliche Ausbildung. (MAV, Seite 2)

UNTERRICHTSGESTALTUNG UND METHODEN
Inhaltlich gesehen sind viele didaktisch-pädagogische Ansätze in der Bildung meiner Meinung nach sowohl für die Berufsmaturanden wie auch für die Gymnasialschüler und – Schülerinnen geleichermassen von Bedeutung. Ich denke da beispielsweise an die Kompetenzorientierung, die im heutigen Unterricht grosses Gewicht beigemessen wird, sowohl was Fach- und Methodenkompetenzen anbelangt als auch die Personal- und Sozialkompetenzen. Zusätzlich wird in der heutigen Didaktik auf die Handlungsorientierung grosses Wert gelegt und auch auf die individuelle Förderung mit Rücksicht auf die verschiedenen Lerntypen (vgl. Gardner). Des Weiteren werden die konstruktivistischen Prinzipien von Kersten Reich, mit individueller Wahlfreiheit und selbst-konstruiertes Wissen heute gross geschrieben. Vernetztes Lernen ist auch selbstverständlich und heute nicht mehr weg zu denken. Man könnte die Liste noch viel, viel weiter führen....  

Wo aber CYP diese didaktisch-pädagogische Ansätze klar und deutlich in ihrem Bildungskonzept integriert und im Detail beschreibt (vgl. dazu CYP Bildungskonzept), ist MAV und auch die kantonalen Rahmenlehrpläne für Maturitätsschulen viel weniger spezifisch. Es wird zwar betont, dass die Maturanden fähig sein sollen sich den Zugang zu neuem Wissen zu erschliessen, ihre Neugier, ihre Vorstellungskraft und ihre Kommunikationsfähigkeit zu entfalten sowie allein und in Gruppen zu arbeiten. Sie sind nicht nur gewohnt, logisch zu denken und zu abstrahieren, sondern haben auch Übung im intuitiven, analogen und vernetzen Denken. Sie haben somit Einsicht in die Methodik wissenschaftlicher Arbeit. (Rahmenlehrplan für die Thurgauer Maturitätsschulen, S.5). Genau wie dies von statten gehen soll, ist aber nicht definiert. Es heisst einzig: Bildung ist ein dynamischer Vorgang, bei dem nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Wege und die begleitenden Impulse wichtig sind. Die Schulen bemühen sich mit Hilfe von sachgemässer Lehr – und Lernmethoden um eine zielgerichten Unterricht. (Rahmenlehrplan für die Thurgauer Maturitätsschulen, S.6)

Gemäss Interview mit Frau Kuhn-Senn an unserem Besuchstag führen CYP exact ähnliche, wohldurchdachte, erprobte und vorgeschreibene Unterrichtssequenzen gleichzeitig an allen 12 CYP Ausbildungszentren in der ganzen Schweiz durch. Den Gymnasiallehrpersonen wird sehr viel mehr Freiraum und Individualität in der Gestalung ihren Unterricht eingeräumt. Ob hier also tatsächlich an den gezielten Fähigkeiten gearbeitet wird, hängt zu einem grossen Teil von den Lehrpersonen selber ab. In der CYP sind die Vorgaben so genau gegeben, dass es für Freiräume fast keinen Platz hat.

FACH – UND ANDERE KOMPETENZEN
Wo auf den Gymnasien traditionell die Fachkompetenzen in Vordergrund stehen (- gute Schüler = vieles Lernen /vieles Auswendiglernen = gute Ausbildung) (ThurgauerRahmenlehrplan der Maturitätsschulen, S.5), werden auf den Beruffachschulen vermehrt Gewicht auf die Personal- und Sozial-Kompetenzen gelegt. Das CYP-Bildungskonzept begründet diesen Fokus damit, dass heutzutage die beruflichen Inhalte sich sehr schnell ändern können. Somit bringt uns ‚altes’ Wissen nicht sehr viel weiter. Was wir heute in der Berufswelt benötigen, ist viel mehr Kompetenzen die uns die Fähigkeit gibt, selbstständig für neue beruflichen Inhalte erfolgreiche Vorgehensstrategien zu entwicklen (CYP-Bildungskonzept S.2).

Des Weiteren besagt das CYP-Bildungskonzept (S.24):
dass ein Wissen, dass nur auswendig gelernt wird, nicht in seiner Bedeutung wirklich erfasst und in späteren Situationen nicht wirklich verarbeitet und auf neue Fälle transferiert werden kann.

So müssen die Lernende am CYP für ihren eigenen Unterricht aktiv werden und nicht nur auswendig lernen. Sie müssen beispielsweise ihre Unterrichtstage selber organisieren. Sie müssen vorgängig zum Präsenzunterricht Stoff behandeln und eine Vorprüfung darüber ablegen. Am Präsenztag müssen sie selbstorganisiert zum Tagungsort reisen. Nachträglich müssen die Lernende sicherstellen, dass sie die Nachprüfung innert der vorgegebenen Frist absolvieren. Es werden also an sie hohe Ansprüche gestellt.

Diese hohen Ansprüche sind fest eingebaute Teile des Lernens. Die Schüler üben – sozusagen nebenbei – die Personalkompetenzen. Die äusseren Rahmenbedingungen helfen mit das Erlernen der Selbstkompetenzen zu fördern. Dieses Aspekt ist bei den Gymnasialschülern sehr wenig bis gar nicht vor Handen.

Die Frage der Divergenz zwischen Berufs- und Gymnasialpädagogik ist also nicht unbedingt eine Frage der didaktisch-pädagogischen Bildungsmethoden, sondern viel mehr eine Frage der äusseren Rahmenbedingungen, was sich wiederum in den didaktischen-pädagogischen Bildungsinhalten wiederspiegelt. 

Abschliessend möchte ich gerne sagen, dass mein Besuch an CYP mir sehr imponiert hat, - die Professionalität, die Klarheit der vorgegebene 140 Lernziele, das Blended Learning mit den Tablets, die Unterrichtssequenzen mit drei Coaches und Trainers für eine Gruppe, die Lokalitäten... Ich würde hier ganz gerne Schülerin sein!!

Als Lehrperson würde ich aber viel lieber an einer Kantonsschule arbeiten, da ich dort den Unterricht freier und kreativer gestalten könnte

Ich danke für die einzigartige Erfahrung!!




Tuesday 13 November 2012

TANGRAM - Transfer zum Englischunterricht

Letzte Woche machten wir eine ganz tolle Uebung mit einem TANGRAM Spiel. Es geht dabei um Figuren aus verschiedenen Formen (z.B. Vierecke und Dreiecke) zu machen. So wie hier:
Quelle: http://10marifet.org/imaj/sergun/tangram-2.jpg
Unter diesen LINK findet man Beispiele für solche Uebungen online.

Für uns Studenten ging es in der Uebung darum wie man jemanden moderiert oder auch 'coacht' und es war echt eine spannende Erfahrung!
Wir arbeiteten in Dreier-Gruppen. Jede von den drei möglichen Rollen beinhaltete eine andere Herausforderung. Student oder Studentin 1 musste versuchen ein vorgegebenes Bild aus verschiedenen Formen zu machen. Wie dieses Bild auszusehen hatte wurde von einem anderen Studenten oder Studentin 2 beschrieben, ohne dass Student 1 das Bild sehen konnte. Student/in 3 beobachtete das Ganze und gab nachträglich Feedback zum Coach. 

Ich fand die Rolle 1 am spannendsten, weil ich es unbedingt schaffen wollte, diese geheime Figur zu rekonstruieren. Manchmal musste ich mich in dieser Rolle sehr konzentrieren um wirklich zu verstehen was Student 2 eigentlich sagen wollte. - Fühlen sich meine Schüler und Schülerinnen manchmal auch so in meinen Lektionen? 
Die Rolle 2 war für mich am meisten frustrierend, weil die Student/in 1 manchmal meine Angaben nicht verstand. Ich versuchte es auf ganz vielen verschiedenen Arten zu erklären, und verwirrte wohl dabei meinen Partner viel mehr als ich ihn half... Wiederum ein tolles Erfahrung für wie man NICHT als Lehrperson Hilfeleistung geben muss..

Am meisten mit unseren Beruf zu tun hatte wohl die Coaching Aufgabe. Wir wollen ja in diesem BP Modul lernen wie man Schüler coachen und in ihrer Lernprozessen begleiten können. Das war dann für mich auch die bekannteste von den drei Aufgaben.

In meinen Englischstunden werde ich dieses Spiel nicht eins zu eins übernehmen können. Wir hatten selber richtig Mühe die Figuren klar und deutlich erklären zu können, und das obwohl wir eine bekannte Sprache benutzten. In einer Fremdsprache wird dieselbe Aufgabe sehr schwierig, ja fast unmöglich, zu bewältigen sein. Weil wir aber alle so super Spass an unseren Aufgaben hatten, und weil wir wirklich mit Leib und Seele dabei waren, wollte ich etwas ähnliches für meine Englischlektionen kreieren. 


Bei mir mussten auch die Lernende Bilder erklären, ohne dass der 'Zeichner' das Bild sehen durfte. Ich benutze dabei aber frei kreierten Bilder. Natürlich könnten diese Bilder sehr wohl die Thematik der Stunde unterstützen. Ich habe aber diese Uebung verwendet, um Präpositionen zu üben. Oben sind zwei von den Bildern, die ich für diese Aufgabe benutzt habe. Die Schüler mussten die Bilder nicht legen, sondern zeichnen. Eine ähnliche Uebung könnte ich mich auch mit Legos vorstellen; ein Lernende muss etwas (einfaches) mit Legos bauen. Ein zweiter Lernende muss nun mit den gleichen Legos das gleiche Bauwerk nachbauen, ohne es zuerst zu sehen.  
Es war richtig spannend die Uebung mit der Klasse durchzuführen. Die Schüler hatten enorm Spass, sie sprachen ganz viel Englisch, sie übten Präpositionen und aktives Zuhören und 'last but not least' haben sie erfahren, wie wichtig es ist nachfragen, wenn etwas nicht ganz klar ist. 
Aus meiner Sicht war es eine ganz gelungene Speaking Activity :-)